Gegen die Schließung des Promotionsstudiengangs kulturwissenschaftl. Geschlechterforschung

Gegen die Schließung des Promotionsstudiengangs kulturwissenschaftl. Geschlechterforschung

Startdatum
17. Januar 2020
Petition an
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Gestartet von Autonomes Feminitisches Referat Uni Oldenburg

Derzeit gibt es Bestrebungen, den Promotionsstudiengang "Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien" an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zu schließen. Diese Pläne machen uns bestürzt und wütend. 

Ein zentraler Punkt der feministischen Bewegungen war und ist es, die patriarchalen Strukturen in der Wissenschaft und an Universtäten zu kritisieren und zu verändern. Das heißt zum einen, dass männerdominierte Strukturen angegriffen und Barrieren abgebaut werden müssen, die es für marginalisierte Personen erschweren in wissenschaftlichen Kontexten Fuß zu fassen. Zum anderen aber auch, dass Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Klassismus und weitere Diskriminierungen in wissenschaftlichen Texten und Studien hinterfragt werden und von emanzipatorischerer Forschung abgelöst werden. Zunächst als Frauenforschung und später als Gender Studies wurden diese Bestrebungen in den Universtäten etabliert und institutionalisiert.

Mit der Einrichtung des Aufbaustudiengangs 1997 und der Etablierung des Studiengangs "Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien" 2007, hat die Universität Oldenburg einen wichtigen Grundstein für geschlechtertheoretische Forschung in Oldenburg gesetzt. Oldenburg wurde damit attraktiv als akademischer Raum für Kunst- und Kulturwissenschaftliche Gender und Queer Studies und konnte verschiedene theoretische Ansätze, wie Postkolonialismus, Feminismus und auch Queer Studies vereinen.

Die angestrebte Schließung fällt in eine Zeit, in der rechtsextremer Nationalismus mit seinen rassistischen, homofeindlichen und sexistischen Tendenzen zunimmt. Antifeministische Stimmen werden lauter und stoßen zunehmend auf Zustimmung in der breiten Gesellschaft. Gender Studies sind international massiven Anfeindungen ausgesetzt und werden immer wieder gezielt abgewertet und angegriffen. Vor einem Jahr machte Ungarn Schlagzeilen, als die Regierung Gender Studies von der Liste der zugelassenen Masterstudiengänge gestrichen hatte. In Brasilien hat Jair Bolsonaro in seiner Rede zum Amtsantritt versprochen die Gender Ideologie zu bekämpfen. In Deutschland fordert die AfD in ihrem Bundeswahlprogramm 2017, dass "Bund und Länder [...] keine Mittel für die "Gender-Forschung" mehr bereitstellen und keine "Gender-Professuren" mehr besetzen" dürfen. Gender Studies gelten ihnen als ideologisches Werkzeug, mit dem die heterosexuelle Familie aufgelöst werden solle. Unter dem Deckmantel vermeintlicher Wissenschaftlichkeit wird sich beschwert, dass "Gender Ideologie [...] sowohl den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Biologie und der Entwicklungspsychologie" widerspräche. Tatsächlich ist Geschlecht in Biologie, wie auch in Entwicklungspsychologie ein breit diskutiertes Thema und Gender Studies als interdisziplinäre Wissenschaft Teil eines notwendigen und fruchtbaren Diskurses. Der AfD ist daran gelegen die Freiheit der Wissenschaft einzuschränken und Wissenschaftlichkeit nur dann anzuerkennen, wenn sie ihrem Weltbild entspricht.

Wissenschaft muss kritisch und unabhängig sein, ansonsten ist es Staatspropaganda. Der erstarkende Rechtspopulismus zielt nicht auf einen demokratischen Austausch, sondern auf Unterdrückung ab. Progressive Politik, kritische Forschung, feministische Fortschritte, wie auch Antidiskriminierung und Gleichstellung sind ihnen ein Dorn im Auge. Für die Gesellschaft sind sowohl eine freie Presse als auch eine freie Wissenschaft unabdingbare Mittel, um einen freiheitlich demokratischen Diskurs weiter zu ermöglichen und auszubauen. Während Rechtspopulist_innen nur Politik für ihresgleichen machen, ist es wichtig für die Gesellschaft für Freiheit, Emanzipation und Diversität einzustehen.

Daher kann nicht von einer fehlenden Relevanz der kritischen Thematisierung von Geschlecht in der Wissenschaft die Rede sein. Umso notwendiger ist es, Darstellungen und Repräsentation in Kultur und Medien, zu erforschen, zu hinterfragen und verstehbar zu machen und Perspektiven von Frauen, Männern, Trans, Inter, Nonbinary, Lesben, Schwulen, Queer, BIPoC, Menschen mit Beeinträchtigung, Religion und noch vielen mehr sichtbar zu machen. Gleichzeitig müssen die Inhalte solcher Forschung in die Zivilgesellschaft getragen werden, um demokratische Errungenschaften für Frauen, sexuelle und geschlechtliche Minderheiten zu sichern und weiter auszubauen. 

Wir halten die Schließung des seit nunmehr über zwanzig Jahren bestehenden Studiengangs deshalb insgesamt für ein fatales Signal. Sie spielt dem seit einigen Jahren immer virulenter werdenden Antifeminismus in die Hände und schließt sich weltweiten Tendenzen an, die kritischer (Gender) Forschung feindlich gegenüberstehen. Gerade jetzt ist es umso wichtiger, die Geschlechterforschung im akademischen Bereich aufrechtzuerhalten. Die Schaffung, Erhaltung und stärkere Verankerung kritischer Denkräume und Wissensproduktion sollte im aktuellen gesellschaftlichen und politischen Klima ein zentrales Anliegen der Carl von Ossietzky Universität sein. Wir fordern deshalb, dass Bedingungen geschaffen werden, die die Aufrechterhaltung und Weiterführung des Promotionsstudiengangs "Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien" ermöglichen. 

Mit eurer Unterschrift könnt ihr uns dabei unterstützen, gegen die geplante Schließung ein Zeichen zu setzen.

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Entscheidungsträger*innen

  • Präsidium der Uni Oldenburg