Schützt das Naturschutzgebiet am Felsenmeer!

Schützt das Naturschutzgebiet am Felsenmeer!

Startdatum
3. Juli 2021
Petition an
Gemeinde Lautertal und
17.227 Unterschriften:Nächstes Ziel: 25.000
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Warum ist diese Petition wichtig?

Gestartet von NABU Seeheim-Jugenheim e.V.

Wir fordern ein Ende der forstwirtschaftlichen Nutzung des Naturschutzgebietes Felsberg/Felsenmeer im Lautertal!

Das Felsenmeer auf dem Felsberg im Lautertal zählt zu den herausragenden Naturräumen Europas. Aus diesem Grunde hat die Europäische Union das Naturschutzgebiet Felsberg zum Natura 2000 Gebiet erhoben. Das Schutzziel dieses Flora-Fauna-Habitats ist es, den natürlichen Lebensraum von Pflanzen und Tieren zu erhalten. Der Wald am Felsberg ist ein Ort von überregionaler Bekanntheit. An diesem Ort wird die Verschmelzung von Natur, Geologie und Historie auf einzigartige Weise erlebbar. Der Felsberg ist Teil des UNESCO Global Geoparks Bergstraße-Odenwald.

Das Naturschutzgebiet wird von vielen Menschen aufgesucht, weil es in seinem Charakter unverkennbar ist. Zwischen den Felsen, die einst von Römern behauen wurden, wachsen formschöne Bäume. Ihre beeindruckenden, teils riesigen Wurzelgeflechte verwachsen mit den Felsen. Der Buchenwald gibt diesem Ort seine eindrucksvolle und einzigartige Ästhetik.

Dieses Naturparadies ist jedoch durch teils massive forstliche Eingriffe existenziell bedroht. Der besondere Charakter geht durch die vielen Baumfällungen Stück für Stück verloren. Aus den knorrigen Wurzelgeflechten ragen an vielen Stellen keine beeindruckenden Bäume mehr, sondern nur noch deren Stümpfe. Die Fällungen setzen einen Domino-Effekt in Gang: Durch das Eindringen von Trockenheit erleiden immer mehr Bäume Trockenschäden, die dann ebenfalls gefällt werden. Einige Bäume tragen sichtbare Wunden, die ihnen durch Forstmaschinen und bei Fällarbeiten zugefügt wurden. Hinzu kommen unsichtbare Schäden durch die von Maschinen verursachten Wurzelabrisse. Böden und deren Porenvolumen werden durch tonnenschwere Forstmaschinen verdichtet und damit nachhaltig geschädigt. Kahlschläge führen zur Verarmung des Waldbodens, zum Verlust von Nährstoffen für das Waldwachstum und zur Zerstörung des Waldinnenklimas. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Behandlung von Wäldern im Klimawandel werden bei den forstlichen Maßnahmen bisher nicht ausreichend berücksichtigt, sodass der Wald in den kommenden Jahrzehnten immer weniger in der Lage sein wird, sich den veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen. Die Stabilität des Waldes und seine Resilienz gegenüber den Klimawandelfolgen sind in Gefahr. Die Eingriffe gefährden die Schutzziele, darunter vor allem den Erhalt der Buchenwaldgesellschaften.

Der Entschluss für einen besseren Schutz dieses Gebietes zu kämpfen, entstand in einer Gruppe von Naturfotografen und Naturschützern, die nicht mehr zusehen konnten, wie ein Baum nach dem anderen dort verschwindet. Mittlerweile haben sich dieser Petition Naturschutzgruppen und Bürgerinitativen aus der Region angeschlossen. Sie möchten dieses besondere Schmuckstück der Natur bewahren und setzen uns für den Schutz dieses Gebietes ein. Auch ohne forstliche Nutzungen ist der Wald durch eine Vielzahl von Stressfaktoren, wie Klimawandelfolgen, Stickstoffeinträge und hohes Besucheraufkommen akut gefährdet. In diesem Spannungsfeld muss der Patient Wald von jeglichen forstlichen Maßnahmen verschont bleiben. Schon seit 2011 war eine Teilstilllegung im Gemeindegebiet Lautertal geplant, die aber seither nicht umgesetzt wurde. Die Stadt Bensheim hat bereits eine Naturwaldfläche im Naturschutzgebiet Felsberg ausgewiesen.

Wir fordern deshalb ein Ende der forstwirtschaftlichen Nutzung im Naturschutzgebiet Felsberg/Felsenmeer im Lautertal!

Aus unserer Hauptforderung ergeben sich zusätzliche nötige Maßnahmen:

  • Da der Wald durch forstliche Eingriffe und Bodenverdichtung durch Waldbesucher und Maschinen an einigen Stellen gelitten hat, ist es notwendig, Ersatzpflanzungen und Schutzmaßnahmen in den stark aufgelichteten und stark verdichteten Bereichen vorzunehmen und Kahlschlagsflächen wiederzubewalden. Dabei sollten nur Wildlingspflanzen aus den Beständen vor Ort zur Verwendung kommen. Stark frequentierte Zonen im Bereich der Felsen sollten insofern von der Überführung in die natürliche Entwicklung ausgenommen sein, als dass Ersatzpflanzungen und Schutz der vorhandenen natürlichen Verjüngung in diesen Bereichen auch in Zukunft vorgenommen werden können. Im Rahmen eines intelligenten Neophytenmanagement sollte für die Eindämmung von Neophyten (nicht gebietsheimische Pflanzenarten) Sorge getragen werden.
  • Für touristisch stark frequentierte Zonen müssen Konzepte zur Besucherlenkung entwickelt werden, die ein gesundes Nebeneinander von Natur und Mensch ermöglichen. Der Wald auf dem Felsberg soll Waldbesuchern weiterhin als ein Ort der Erholung und des Naturerlebens dienen. Eine Verkehrssicherungspflicht im Wald und an Waldwegen besteht grundsätzlich nicht für waldtypische Gefahren. (siehe Urteil des Bundesgerichtshofes von 2. Oktober 2012 - VI ZR 311/11). Der Waldbesucher wird auf den Tatbestand, dass das Betreten von Waldwegen und Wald auf eigene Gefahr erfolgt, beim Eintritt in den Wald hingewiesen. Er erhält darüber hinaus hilfreiche Informationen über waldtypische Gefahren und in Naturwäldern ablaufende Prozesse. Dennoch sollte für die Sicherheit der Waldbesucher Sorge getragen werden: Bei akuten Gefährdungen von Waldbesuchern durch evtl. abbrechende Äste etc. an Waldwegen sollten zunächst alternative Methoden wie z.B. gezielte Totholzentfernung oder Warnschilder der Fällung von Bäumen vorgezogen werden, damit weitere schädliche Auflichtungen des Kronendachs vermieden werden. Wird eine Fällung notwendig, verbleibt der Baum als wertvolle Biomasse im Bestand.

Was wird sich dadurch verändern?

Ein Verzicht auf die Holznutzung wird eine natürliche Waldentwicklung zur Folge haben mit viel Totholz, Höhlenbäumen und lebensraumtypischen Baumarten. Es entwickelt sich auf diese Weise nach und nach ein Wald, der nebeneinander alle Lebensphasen seiner Bäume beinhaltet. Die Artenvielfalt in diesem Gebiet wird sich dadurch erhöhen, dass Bäume wieder alt werden dürfen und in ihrem Wachstums- und Zerfallsprozess vielen verschiedenen Arten von Lebewesen ein Zuhause geben können. Arten können sich dem Klimawandel anpassen und langfristig lokal überlebensfähige Populationen entwickeln. Viele spezialisierte Tier- und Pflanzenarten sind auf ein beständiges Waldinnenklima und auf stark dimensioniertes Alt- und Totholz angewiesen. Diese hätten eine Chance, sich langfristig anzusiedeln.

Nachfolgende Generationen erhalten die Möglichkeit, natürliche Lebensgrundlagen erleben zu können, wie es im Grundgesetz im Artikel 20a festgehalten ist. Sie können biologische Vielfalt und die mit ihr verbundenen natürlichen Prozesse erleben und daraus lernen. Auch unsere Generation wird von Ökosystemleistungen des geschonten Waldes profitieren. Dabei spielt die Erholungsfunktion eine Rolle, aber auch die Funktion des Waldes als CO2-Speicher und wichtigem Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel.

Dadurch, dass keine schweren Forstmaschinen mehr durch die Wälder fahren und bewaldete Stellen nicht mehr zu Kahlflächen werden, wird der Waldboden, das wichtigste Kapital des Waldes, geschont. Er kann auf diese Weise Kohlenstoff, Nährstoffe und Wasser optimal speichern. Die unterirdische Versorgung der Bäume wird dort gut funktionieren, wo er noch nicht nachhaltig geschädigt wurde. Es kommt zu keiner weiteren Befahrung von wertvollen Waldböden. Geschädigten Böden gibt man die Möglichkeit zur Regeneration. Rücke- oder Fallschäden kommen nicht mehr vor.

Die Waldbestände bekommen die Möglichkeit, wieder dichter zu werden, was für den Erhalt des Buchenwaldes im Klimawandel von entscheidender Bedeutung ist. Mit der natürlichen Sukzession soll ein Zustand erreicht werden, der den Zielsetzungen Biodiversität, Erhaltung der natürlichen Waldgesellschaften, Bodenschutz, Klimaschutz, Wasserschutz und Schutz des geologischen und kulturellen Bodendenkmals in höchstem Maße gerecht wird.

In Deutschland werden aktuell nur 2,8% aller Wälder ihrer natürlichen Entwicklung überlassen. Dieser Anteil muss sich nach der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung signifikant erhöhen. Diese Ziele wurden bisher verfehlt. Der Holznutzungsverzicht im Naturschutzgebiet Felsberg im Lautertal könnte einen wichtigen Beitrag leisten, mehr natürliche Prozesse in den Wäldern Deutschlands zuzulassen.

Diese Petition wurde initiiert von:

●      NABU Seeheim-Jugenheim

●      einer Gruppe von Natur- und Landschaftsfotografen („Fotografen für das Naturschutzgebiet Felsberg“)

Folgende Vereine, Verbände und Bürgerinitiativen haben sich dieser Petition angeschlossen:

●      NABU Kreisverband Bergstraße sowie folgende Ortsgruppen

o   NABU OG Stadtverband Bensheim/Zwingenberg

o   NABU OG Elmshausen

o   NABU OG Lautertal

●      NABU Kreisverband Darmstadt

●      NABU Landesverband Hessen

●      BUND Kreisgruppe Bergstraße

●      Greenpeace Darmstadt

●      Greenpeace Mannheim-Heidelberg

●      Greenpeace Frankfurt

●      Bürgerinitiative Pro Walderhalt e.V.

●      Waldwende Jetzt!

●      Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen - Kreisgruppe Bergstraße

●     Netzwerk Bergsträßer Wald

 

 

Weitere Hintergrundinformationen finden Sie hier:

https://nabu-seeheim.de/petition-felsberg

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17.227 Unterschriften:Nächstes Ziel: 25.000
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Entscheidungsträger*innen

  • Gemeinde Lautertal
  • Gemeinde Bensheim
  • Bürgermeister Andreas Heun
  • Christine Klein
  • Privatwaldbesitzer Felsberg