Unterstützen Sie die Aufarbeitung der Misshandlungen der „Verschickungskinder“

Unterstützen Sie die Aufarbeitung der Misshandlungen der „Verschickungskinder“

Startdatum
18. Juli 2022
Petition an
Lisa Paus (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.)
47.026 Unterschriften:Nächstes Ziel: 50.000
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Warum ist diese Petition wichtig?

Gestartet von Anja Röhl

Ich bin Anja Röhl, heute 67 Jahre alt. Als Fünfjährige wurde ich 1961 nach Wyk auf Föhr ins Hamburger Kinderheim zur Erholung verschickt. Nachts wurden dort Kinder an die Betten gefesselt. Als Achtjährige erlebte ich bei einem weiteren (von der Krankenkasse bezahlten) Verschickungsaufenthalt Toilettenverbote, Demütigungen, körperliche und seelische Gewalt, Briefzensur und zahlreiche andere Strafen. Dies war in einem Kinderkurheim des DRK im Teutoburger Wald. 

Es wurden über 8 Millionen Kinder so verschickt. Zehntausende von ihnen haben Misshandlungen erlitten, wurden Opfer von Arzneimittelversuchen und einige Kinder fanden sogar den Tod. Seit 2019 organisieren wir „Verschickungskinder“ uns. Wir fordern die Anerkennung unseres Leids und Unterstützung für unsere Vernetzung, Selbsthilfe und vor allem eine Untersuchung der Gründe, warum es zu diesen unzähligen Kindesmisshandlungen kam. 

Am 7. Juli 2022 wurde uns nun abschließend vom Bundesfamilienministerium mitgeteilt, dass sich die Bundesregierung nicht für uns zuständig erklärt und uns daher auch keinerlei Unterstützung bei der dringend benötigten Aufarbeitung der Kinderverschickungen geben will. Für diese Mitteilung hat das Ministerium über zwei Jahre gebraucht. In gleicher Zeit gab es unzählige Presseberichte, Fernseh- und Radioreportagen und Forschung durch unsere Initiative zusammen mit engagierten Wissenschaftler:innen. Wir haben zehntausenden Menschen Hilfe durch Beratung, Zuspruch, Vernetzung und Dokumentation ihrer in der Verschickung erlittenen Leiden gegeben. Bisher komplett ehrenamtlich als Privatpersonen. Ihr, die ihr das hier lest (mehr Infos auf www.verschickungsheime.de) helft uns, dass uns Gerechtigkeit widerfährt. Uns hat man in den Verschickungsheimen Fürchterliches angetan, und zwar systematisch. Die Kuren waren für die Träger eine willkommene Geldquelle. Manche Heimleiter waren durch den Nationalsozialismus belastete Ärzte, die woanders nicht mehr arbeiten konnten und in den Heimen ihre Pädagogik fortsetzten. Unsere Forschung zeigt ganz klar: Es war ein System – Bund (als Geldgeber), Länder (hatten die Heimaufsicht) und Träger der Heime (u.a. ev. und kath. Kirche, Arbeiterwohlfahrt und andere) tragen gemeinsam die Verantwortung dafür. 


Wir haben unzählige Daten, Akten und Zeugenaussagen dazu gesammelt. Heraus kam: Die Kinderverschickungen waren ein System, in dem Eltern belogen, Kinder gequält und vor allem kräftig verdient wurde. Wir wollen keine Entschädigungen, aber wir wollen eine Anerkennung unseres Leids und eine angemessene Aufarbeitung: 

  • Ein Dokuzentrum 
  • Unterstützung unserer Forschergruppen 
  • Eine Hotline für professionelle  Beratung und Hilfeleistung. 

Das ist alles nicht einmal teuer und würde nur ein Bruchteil dessen kosten, was z.B. für die Aufarbeitung der Heimkinder-Skandale aufgewendet wurde. Aber seit dem 7.7.2022 wissen wir: Der Bund will sich hier einfach aus der Verantwortung ziehen. Das ist ein Skandal. Wir müssen deshalb jetzt den politischen Weg gehen.

Deshalb unterstützt bitte diese Petition, mit der wir uns an die Bundesregierung wenden. Nur wenn uns viele Tausende unterstützen, kann das Unrecht aufgearbeitet werden. Ohne Ihre Unterstützung bleiben diese tausendfachen Misshandlungen ungeklärt und am Ende haben wieder die gewonnen, die uns schon damals nicht geglaubt haben, als wir als verstörte Kinder von den Kuren zurückkamen.

Wir fordern von der Bundesregierung, besonders vom federführenden Bundesfamilienministerium: Übernehmen Sie Verantwortung für das Unrecht an den Verschickungs-Kindern. Unterstützen Sie die Aufarbeitung der Kinderrechtsverletzungen in den Kinderkuren durch die Einrichtung einer bundesweiten Koordinierungsstelle für Selbsthilfe und Vernetzung, durch die Schaffung eines Dokumentationszentrums und Unterstützung der vielen Bürgerforschungs-Gruppen, die jetzt schon bei uns arbeiten. Weiterführende Infos auf: www.verschickungsheime.de

Anja Röhl

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Entscheidungsträger*innen

  • Lisa PausBundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.