Hände weg vom Hochschulgesetz: Politisch motivierte Exmatrikulationen in Berlin stoppen!

Hände weg vom Hochschulgesetz: Politisch motivierte Exmatrikulationen in Berlin stoppen!

Startdatum
24. Februar 2024
Petition an
Dr. Ina Czyborra (SPD) (Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege) und
7.140 Unterschriften:Nächstes Ziel: 7.500
188 Personen haben diese Woche unterzeichnet

Warum ist diese Petition wichtig?

(DE) Politische Exmatrikulationen sind eine Gefahr für die akademische Freiheit und bieten ein Einfallstor für Diskriminierung von marginalisierten und/oder dissidenten Studierenden. Deswegen fordern wir den Berliner Senat dazu auf, das Gesetzesvorhaben zu stoppen, mit dem Exmatrikulationen als Ordnungsmaßnahmen wieder ins Berliner Hochschulgesetz aufgenommen werden sollen.
(EN) Political exmatriculations are a threat to academic freedom and provide a gateway for discrimination against marginalised and/or dissident students. This is why we are calling on the Berlin Senate to stop the proposed legislation to reinstate exmatriculation as a disciplinary measure in the Berlin Higher Education Act

++ Erläuterung/Explanatory remarks (english below) ++

(DE) Am 13.02.2024 verkündete die Sprecherin des Berliner Senats Christine Richter, dass eine Verschärfung des Berliner Hochschulgesetzes mit dem Ziel, Exmatrikulationen als Ordnungsmaßnahme wieder einzuführen, in Planung ist. Diese war erst 2021 durch die Rot-Rot-Grüne Landesregierung mit gutem Grund abgeschafft worden, denn eine dauerhafte Exmatrikulation schießt weit über das Bedürfnis hinaus, einen ordnungsgemäßen Universitätsbetrieb zu gewährleisten (was auf der Grundlage von § 16 S. 2 BerlHG beispielsweise durch Hausverbote geschehen kann). Vielmehr soll wohl schon die Drohung mit Exmatrikulationen von der Begehung unerwünschten Verhaltens abhalten - und bei Verstoß gegen dieses Gebot dann konsequent bestraft werden. Damit stellen Exmatrikulationen ein repressives Instrument dar, mit denen Studierende neben den ohnehin bestehenden Sanktionsmöglichkeiten des Straf- und Ordnungswidrigkeitenrechts zusätzlich bestraft werden können. Ausgerechnet an Unis - Orten des freien Denkens - eine solche schwerwiegenden zusätzlichen Sanktionen einzuführen, ist selbstverständlich höchst problematisch - zumal dieses Damoklesschwert mit besonderer Schärfe über internationalen Studierenden schwebt, deren Visa von der Immatrikulation abhängig sind. Eine Konsequenz, die zwar im aktuellen politischen Klima nicht überrascht, allerdings wohl kaum dem Selbstbild der Berliner Universitäten entspricht, als Orte der Diversität ein grenzüberschreitendes Miteinander zu ermöglichen.

Die Exmatrikulation nur bei einer vorangegangenen strafrechtliche Verurteilung zuzulassen (wie etwa vor der Gesetzesänderung 2021), um damit an ein “rechtsstaatlich austariertes Verfahren an[zu]knüpf[en]”, kann diese Bedenken nicht ausräumen. Denn selbst wenn die Exmatrikulation an eine vorangegangene Straftat anknüpfen würde, so entspricht es wohl kaum unserer Ausrichtung als Land, in dem das Recht auf Rehabilitation gewährleistet sein sollten, straffällig gewordenen Studierenden den Zugang zu Bildung und zum Beruf zu nehmen bzw. erheblich zu erschweren.

Wenn an den Universitäten härter durchgegriffen werden kann als anderswo, dann ist das ein Angriff auf Andersdenkende und damit auf die akademische Freiheit. Und wenn an den Universitäten Maßnahmen zulässig sind, die internationale Studierende besonders treffen, ist das ein Angriff auf marginalisierte Gruppen und die Diversität der Einrichtungen.

Warum werden ausgerechnet Studierende zur Zielscheibe? Repressionen gegen studentischen Aktivismus sind nichts Neues. Mitglieder der Studierendenschaft mussten für Ihren Aktivismus und Ihre Meinungsäußerung immer wieder Aggressionen erfahren. Im Rahmen der Proteste in den 60er Jahren, aber auch schon im Dritten Reich, als Disziplinarverfahren und Exmatrikulationen (sog. “Relegationen”) zur Unterdrückung kommunistischer, sozialistischer, sozialdemokratischer und sonstiger missliebiger Gruppierungen genutzt wurden. Viele der kriminalisierten Positionen sind heute gesellschaftlicher Konsens - zumindestens aller, die an eine liberale und progressive Gesellschaft glauben. 

Bedenkt man die unrühmliche Geschichte von Exmatrikulationen als Ordnungsmaßnahme als Werkzeug reaktionärer Kräfte gegen Andersdenkende, überrascht es wenig, dass die AfD dieses Instrumentarium wieder ausgegraben hat, und nun insbesondere aus dem konservativen Lager auf eine Wiedereinführung gedrängt wird. Denn Exmatrikulationen haben nicht das Ziel, den Diskurs zu schützen, sondern Andersdenkende zum Schweigen zu bringen. Besonders besorgniserregend in Zeiten des Rechtsrucks, in Zeiten, in denen die Partei den Regierenden Bürgermeister stellt, deren Mitglieder bei einem Geheimtreffen Deportationspläne schmieden, in Zeiten, in denen kritischen Kulturschaffenden keine Räume zum Auftreten mehr gegeben werden - wovon weit überproportional jüdische Kulturschaffende betroffen sind.

Deswegen sagen wir klar: 
Nein zur Einschüchterung von Andersdenkenden an deutschen Unis. 
Nein zu Maßnahmen, die marginalisierte Gruppen mit besonderer Schärfe treffen. 
Nein zur Wiedereinführung von Exmatrikulationen als Ordnungsmaßnahme!

Unterschreiben Sie die Petition, um diesen Appell an den Senat für die Gewährleistung akademischer Freiheit zu unterstützen. 

(EN) On 13 February 2024, Berlin Senate spokesperson Christine Richter announced that a tightening of the Berlin Higher Education Act with the aim of reintroducing exmatriculation as a regulatory measure is being planned. This was only abolished in 2021 by the red-red-green state government with good reason, as permanent exmatriculation goes far beyond the need to ensure proper university operations (which can be done on the basis of § 16 S. 2 BerlHG, for example, by banning students from the premises). Rather, the threat of exmatriculation is intended to discourage undesirable behaviour - and to punish students who violate this requirement. This makes exmatriculation a repressive instrument with which students can be punished in addition to the sanctions already available under criminal and administrative offence law. Introducing such serious additional sanctions at universities - places of free thought - is of course highly problematic, especially as this measure particularly targets international students whose visas are dependent on enrollment. Although this circumstance is not surprising in the current political climate, it is hardly in keeping with the self-image of Berlin's universities as places of diversity that facilitate cross-cultural discourse.

Allowing exmatriculation only in the event of a previous criminal conviction (such as before the 2021 amendment to the law) in order to "link it to a procedure that is balanced in accordance with the rule of law" cannot dispel these concerns. For even if exmatriculation were linked to a previous criminal offence, it is hardly in line with our orientation as a country in which the right to rehabilitation should be guaranteed to deprive students who have committed a criminal offence of access to education and employment or to make it considerably more difficult for them to do so.

If universities can take tougher action than elsewhere, then this is an attack on dissenting voices and therefore on academic freedom. And if measures are permitted at universities that particularly affect international students, this is an attack on marginalised groups and the diversity of the institutions.

Why are students, of all people, being targeted with particular vigour? Repressions against student activism are nothing new. Members of the student body have repeatedly experienced aggression for their activism and expression of opinion. During the protests in the 1960s, but also during the Third Reich, when disciplinary proceedings and exmatriculations (so-called "relegations") were used to suppress communist, socialist, social democratic and other unpopular groups. Today, many of the criminalised positions are social consensus - at least among all those who believe in a liberal and progressive society.

Considering the inglorious history of exmatriculation as a regulatory measure used by reactionary forces against dissenters, it is hardly surprising that the AfD has dug up this instrument again and is now pushing for its reintroduction, particularly from the conservative camp. The aim of exmatriculations is not to protect discourse, but to silence dissenters. This is particularly worrying in times of a shift to the right, in times when the governing mayor is a member of a party whose members forge deportation plans at a secret meeting, in times when critical cultural workers are no longer given space to perform - which disproportionately affects Jewish cultural workers.

That is why we say clearly:
No to the intimidation of dissenting voices at German universities.
No to measures that target marginalised groups with particular severity.
No to the reintroduction of exmatriculations as a regulatory measure!

Sign the Petition to endorse this call to the senate to preserve academic freedom.

188 Personen haben diese Woche unterzeichnet
7.140 Unterschriften:Nächstes Ziel: 7.500
188 Personen haben diese Woche unterzeichnet
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Entscheidungsträger*innen

  • Dr. Ina Czyborra (SPD)Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege
  • Joe Chialo (CDU)Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt
  • Katharina Günther-Wünsch (CDU)Senatorin für Bildung, Jugend und Familie
  • Cansel Kiziltepe (SPD)Senatorin für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung
  • Kai Wegner (CDU)Regierender Bürgermeister