Sanierung statt Abriss der komplett durchgeplanten Zentralbibliothek am Neumarkt

Sanierung statt Abriss der komplett durchgeplanten Zentralbibliothek am Neumarkt

Startdatum
27. Februar 2023
Petition geschlossen.
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Warum ist diese Petition wichtig?

Der Förderverein der Stadtbibliothek Köln hat diese Petition an die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln gerichtet.

Im Herzen Kölns am Neumarkt wurde 1979 die Zentralbibliothek eröffnet. Sie ist das Flaggschiff der Stadtbibliothek, der am meisten frequentierten Kultur- und Bildungseinrichtung in Köln. Jährlich besuchen über 2 Millionen Menschen die Stadtbibliothek. 

Baulich ist für die Zentralbibliothek nach fast 45 Jahren eine Sanierung erforderlich, die auch vom Kölner Stadtrat 2018 mit einem Baubeschluss besiegelt wurde. Inzwischen sind die Planungen so gut wie abgeschlossen und es entsteht ein zeitgemäßer Dritter Ort – ein Ort, der Teilhabe und Gemeinschaft ermöglicht: Mit über 800 Arbeits- und Aufenthaltsplätzen, einem umfassenden Angebot an Medien, Workshops und Veranstaltungen. Planer war der renommierte Innengestalter Aat Vos, der auch die überaus erfolgreiche Bibliothek in Köln-Kalk gestaltet hat. 

Die Bibliothek im Kulturquartier am Neumarkt ist an sieben Tagen geöffnet und schafft kulturelle und soziale Infrastruktur an einem schwierigen Platz – gemeinsam mit Museen, dem Literaturhaus und benachbarten Kirchen.

Anfang 2023 wurden in einer Medienkampagne Ideen lanciert, die die bisherigen Planungen und den jetzigen Bibliotheksstandort in Frage stellen und einen Abriss des Gebäudes mit künftiger Nutzung als Verwaltungsgebäude nahelegen. Damit würde die Aussicht, eine fertig geplante neue Bibliothek in absehbarer Zeit für die Kölner zu verwirklichen, zunichtegemacht. 

Welche Folgen hätte dies? 

Eine möglicherweise dauerhafte Unterbringung der Bibliothek verteilt auf vier unzulänglich ausgestattete Interimsstandorte ist keine Option für die Zentralbibliothek in einer Millionenstadt. Für einen möglichen Neubau an anderer Stelle steht kein innerstädtisches Grundstück zur Verfügung und die Realisierung eines noch nicht geplanten Neubaus würde weit über zehn Jahre beanspruchen – gleiches gilt aber auch für einen Neubau am bisherigen Standort. Die Pläne für das sanierte Haus sind auf der Website der Stadt Köln in kurzen Videospaziergängen zu sehen. Sie lassen eine zeitgemäße Bibliothek für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt erwarten, die allen Bedürfnissen nach Bildung, Aufenthalt und Information gerecht wird. Vom Café bis zur Dachterrasse und der wunderschönen Kinder- und Familienbibliothek ist alles perfekt durchgeplant und wartet auf Umsetzung. Diese Planungen zu verwerfen bedeutet, jahrelange Entwicklungsarbeit und entsprechenden Ressourceneinsatz zu vernichten.

In Zeiten eines Klimanotstands (zu dem sich die Stadt Köln bereits 2019 bekannt hat) ist zudem der Abriss eines sanierungsfähigen Gebäudes nicht zu rechtfertigen.

Das Gebäude der Zentralbibliothek ist architekturhistorisch wertvoll und stellt ein Stück kulturelles Erbe der Stadt Köln dar. Heinrich Böll persönlich hat es eröffnet, sein Archiv ist dort beheimatet, sein Arbeitszimmer wird dort ausgestellt! Beides würde auf lange Jahre von der Bildfläche verschwinden, wenn das Haus nun abgerissen würde. Ebenso die Bibliothek Germania Judaica, die die Geschichte des Judentums aufarbeitet. Sie ist die zweitgrößte ihrer Art weltweit und aktuell im Haus der Zentralbibliothek untergebracht – ins Ausweichquartier könnte sie mit ihren fast 100.000 Bänden leider nicht aufgenommen werden.

Im Falle eines Abrisses würde die Stadtbibliothek Köln, vor einigen Jahren als deutsche Bibliothek des Jahres ausgezeichnet, auf lange Sicht in einem Ausweichquartier untergebracht, das räumlich und vom Angebot her eine enorme Einschränkung für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet. Ihre soziale Aufgabe als Dritter Ort kann sie im Ausweichquartier nicht adäquat wahrnehmen. Die medialen und kulturellen Angebote werden notgedrungen deutlich eingeschränkt sein.

Und nicht zuletzt wird der Neumarkt als Problemzone mit dem Wegzug der Bibliothek am Wochenende veröden. Ein öffentlicher Raum, der im Kontext mit anderen Kulturinstitutionen ein großes Familienprogramm bietet und allein sonntags über 1000 Menschen anzieht, würde zu einer weiteren leeren und unbelebten Innenstadtfläche. 

Zusammenfassend lässt sich feststellen:

  • Aus statischen oder konstruktiven Gründen gibt es bei der Zentralbibliothek keine Notwendigkeit zum Abriss. Es kann und darf auf keinen Fall das Zukunftsmodell werden, Gebäude, die erst 45 Jahre alt sind, abzubrechen und durch Neubauten zu ersetzen. Dies ist nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch Unsinn. 
  • Der Baubeschluss vom Rat der Stadt Köln ist demokratisch abgesegnet und wird seit über acht Jahren vorangetrieben. Diesen Prozess zu stoppen, versenkt bisherige Kosten – ganz zu schweigen von der Botschaft, die es über demokratische Prozesse in der Stadt Köln aussendet. 

Ganz sicher wird es noch zu Kostensteigerungen kommen – ein Vergleich mit der Oper trägt dennoch nicht. Die bislang kommunizierten 81,2 Millionen Euro basieren auf einem Beschluss von 2021 und wurden 2020/Anfang 2021 ermittelt. Die Bau- und Materialkosten sind seitdem um ein Drittel gestiegen – es wird also Anpassungen geben müssen. In den frühen Planungen war noch kein Generalunternehmer vorgesehen – dieser ist zwar ein nicht unerheblicher Kostenfaktor, mindert aber die Risiken deutlich. Ein hoher zweistelliger Millionenbetrag wird als zusätzlicher Risikopuffer eingeplant, für den Fall der Fälle. In der Endsumme sind auch die gesamte Bibliothekseinrichtung, das Mobiliar, die Umzüge und die gesamte (technische) Bibliotheksausstattung vorgesehen. Das Gebäude ist technisch gesehen deutlich weniger komplex als eine Oper mit aufwändigster Bühnen-, Lüftungs- und Lichttechnik. Ebenfalls müssen die zum großen Teil bereits verfügten Planungskosten in Höhe von 9,4 Mio. abgezogen werden. Es verbleiben also deutlich weniger reine Baukosten. 

Die Kölner*innen erwartet eine zukunftsweisende und gut durchdachte Bibliothek. Verwaltung und Politik sollten die Herausforderung annehmen, eine beschlossene Sanierung durchzuführen, und den Bürger*innen beweisen, dass sie handlungsfähig sind. Wenn dies bei einem Gebäude mit derart geringer technischer Komplexität wie der Stadtbibliothek nicht gelingt, ist das eine Bankrotterklärung – ökologischer, ökonomischer, sozialer und demokratischer Natur.

Wir bitten um Ihre Unterstützung!

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