Rehabilitierung von Marcel Bohnert

Rehabilitierung von Marcel Bohnert

Startdatum
26. Juli 2020
Petition an
Verteidigungsministerin und
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Warum ist diese Petition wichtig?

Gestartet von David Domjahn

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Dem Leiter eines Social-Media-Teams im Bundesministerium der Verteidigung, Oberstleutnant Marcel Bohnert, wurde seitens der ARD-Sendung PANORAMA vom 23.07.2020 unterstellt, mit „Rechtsradikalen zu sympathisieren“. Anlass für diese Behauptung ist sein zweifaches „Liken“ von Beiträgen eines Instagram-Nutzers, welcher mit der Identitären Bewegung sympathisiert.

Inzwischen hat sich die Sache insoweit aufgeklärt, dass Herr Bohnert einem flüchtigen Bekannten folgte, der aufgrund militäraffiner Themen und gemeinsamer Erfahrungen in Kampfeinsatz in Afghanistan in sein Sichtfeld geraten war. Hierzu hat Herr Bohnert u. a. in der BILD und im SPIEGEL auch Stellung genommen und Fehler eingeräumt. Seine Ausführungen klingen für mich plausibel.

Wer Marcel Bohnert kennt, weiß, dass er jede Form des Extremismus verabscheut und sich für Diversität und Integration in der Bundeswehr einsetzt. Scrollt man beispielsweise die Timeline seines Instagram-Profils herunter, offenbart sich dies in seinen Beiträgen. So z. B. in seinem Posting („Ein sichtbares Zeichen für die #Vielfalt unserer Truppe“) mit Dr. Ntagahoraho Burihabwa, dessen Leben als Staatenloser begann, da seinen Eltern die burundische Staatsbürgerschaft entzogen worden war und er anschließend die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt und in der Bundeswehr diente. Auch sein Beitrag („#NeverAgain“) vom 27.1.2019 anlässlich des Holocaust-Gedenktages hätte PANORAMA bei gründlicher Recherche zu denken geben müssen, dass hier vielleicht doch keine Sympathie für rechtsradikales Gedankengut vorzufinden ist. Marcel Bohnert hat in den letzten Jahren zudem mehrere Bücher und unzählige Aufsätze geschrieben, in denen er seine Sicht auf das Verhältnis von Bundeswehr und Gesellschaft transparent darlegt und durch deren Lektüre es ein Leichtes gewesen wäre, sich von seiner demokratischen Grundeinstellung zu überzeugen. Mohammed Ali Slim, ehemaliger Bundeswehrangehöriger mit Migrationshintergrund, schreibt am 28.7.2020 über Marcel Bohnert: „2018 haben mich in Berlin Leute angepöbelt wegen meines nichteuropäischen Aussehens in deutscher Uniform. Marcel Bohnert war da, er hat konstruktiv mit solchen Leuten diskutiert und gezeigt, dass Herkunft keine Rolle spielt.“

Viele Leser warfen der PANORAMA-Redaktion im Kommentarbereich des Beitrages anschließend oberflächliches Arbeiten und Rufmord vor. Dies veranlasste PANORAMA am 26.7.2020 zu einer Rechtfertigung angesichts "schräger Vorwürfe" in eigener Sache. Dort stellt sich die Redaktion unter anderem selbst die Frage: „Hat Panorama Bohnert ‘wegen ein paar Likes‘ hingehängt?“ und ist sich sicher, man habe lediglich „Verdachtsberichterstattung“ geleistet. Diese, so die Redaktion, sei legitim, „denn um Missstände aufzudecken, können und dürfen Journalisten nicht abwarten, bis Vorwürfe dienst-, straf- oder zivilrechtlich geklärt sind.“ Dies mag zwar vom Grundsatz her richtig sein. Aber ist es nicht journalistische Pflicht, nicht nur im eigenen Interesse von PANORAMA journalistische Grundsätze alleine schon wegen der eigenen Glaubwürdigkeit zu verfolgen, sondern nicht gerade dann, wenn das Risiko besteht, Menschen irreparablem Rufschaden zuzufügen? Denn ohne die vorherige Betrachtung des Gesamtbildes wird der Verdacht einer "medialen Hinrichtung" verbunden mit Vertrauensverlust in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nur noch schwer auszuräumen sein. Marcel Bohnerts Beiträge zu Integration und seine Abgrenzung gegen rechtes Gedankengut in seinen Büchern und Beiträgen blieben offensichtlich unberücksichtigt. Es ist auch nicht bekannt, dass PANORAMA die in seinen Social-Media-Beiträgen verlinkten Bundeswehranghörigen mit Migrationshintergrund weder vor, noch im Nachgang der Berichterstattung kontaktiert hat. Selbst renommierte Medien übernahmen die PANORAMA-Kolportage anschließend ungeprüft.

Zudem: Wer wie Marcel Bohnert auf Social-Media-Plattformen und insbesondere auf Instagram unterwegs ist, dort über 15 000 Fans hat und über 600 Konten folgt, kann in heutiger Zeit der digitalen Reizüberflutung den Überblick verlieren, wenn man zwischendurch in der Mittagspause beim Aufruf der App seinen Fans für neue Fotos ein Like hinterlässt. Ähnliche Fehler sind mir bei der Betreuung von Social-Media-Accounts mit vielen tausend Fans ebenfalls passiert.

Dass kein Instagram-Nutzer sich im Feed die von PANORAMA kritisierten Hashtags einzeln anschaut (es sei denn, der Nutzer sucht das Haar in der Suppe), dürfte unbestritten sein. Der vollständige Beitragstext und die kritisierten Hashtags sind zudem erst sichtbar, wenn man beim Scrollen jeweils auf „mehr“ zwecks vollständiger Darstellung klickt. Hashtags und Bildbeschreibungen können zudem jederzeit verändert werden, ohne dass der „Likende“ im Nachgang darüber informiert wird.

Daher stimmt mich dieses Vorgehen daher gleich in mehrfacher Weise traurig:

Erstens: Ein engagierter Angehöriger der Bundeswehr, der sich auch in der Vergangenheit nachweislich gegen Extremismus jeder Art abgrenzte, erfährt eine mediale Hinrichtung, die geeignet ist, seinen Ruf und seine Karriere zu zerstören. Marcel Bohnert wurde innerhalb der Bundeswehr versetzt. Sein Wunsch ist es, wieder seine ursprüngliche Arbeit machen zu können, die auch seinem Arbeitgeber bislang zugutekam.

Zweitens: Unsere Medienlandschaft auch mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk stellt einen unverzichtbaren Aktivposten zum Erhalt unserer Demokratie dar. Ihre Aufgabe erfüllen die Medien dadurch, dass sie an der freien, individuellen und öffentlichen Meinungsbildung mitwirken, indem sie zu Angelegenheiten von allgemeiner Bedeutung Nachrichten sowie Informationen beschaffen, auf Wahrheit prüfen und verbreiten, die jeder Einzelne benötigt, um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Gesellschaft den Medien vertraut, d. h. von der Richtigkeit, Wahrheit von Handlungen, Einsichten und ihren Aussagen bzw. der ihrer Redlichkeit überzeugt ist.

Offensichtlich hat PANORAMA keine tiefere Recherche getätigt. Sei es, weil sich das Thema „Rechtsradikalismus und Bundeswehr“ aktuell medial (zurecht!) im Fokus steht und ein solcher Beitrag daher willkommen erschien. Oder sei es nur aus Faulheit. Dabei wäre eine anschließende Fehlerkorrektur seitens der Redaktion so einfach gewesen und hätte von Größe und Bereitschaft zur Wiederherstellung des Vertrauens beider Seiten beitragen können. Stattdessen verschlimmert die PANORAMA-Redaktion mit ihrer fadenscheinigen o. a. Rechtfertigung den Vertrauensverlust in seine Arbeit geradezu.

Drittens: Eine gesellschaftlich notwendige positive Fehlerkultur wird erschwert.
Nur wenige Militärnationen der Welt leisten sich den – aus historischer wie pazifistischer Sicht durchaus m. E. vernünftigen – Luxus, ein so ambivalentes Verhältnis zu ihrer Armee zu haben, wie unsere Nation. Der damalige Generalinspekteur Ulrich de Maizière sagt: „Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen.“ Jedoch hat die Truppe seit der Aussetzung der Wehrpflicht vor neun Jahren ein Nachwuchsproblem. Marcel Bohnert und sein Team haben mit erfrischender Social-Media-Arbeit die Bundeswehr als Arbeitgeber für junge Leute attraktiv gemacht und sich eingesetzt, mit Social-Media-Empfehlungen auch Bundeswehrangehörigen die Angst zu nehmen, Werbung für ihren Arbeitgeber zu machen.

Sollte Marcel Bohnert, der bereits zugegeben hat, hier nicht vorher sorgfältig geprüft zu haben, nicht rehabilitiert werden, wird dies keine Basis für Angstfreiheit schaffen. Freidenker, wie sie die Bundeswehr gerade in der aktuellen Situation mehr als dringend benötigt, dürften abgeschreckt werden. Damit wird es leider beim Wunsch vieler Politiker bleiben, (rechts-)extremistische Tendenzen durch Etablierung eines Querschnittes der Gesellschaft in der Bundeswehr entgegenzuwirken.

Warum ich hinter Marcel stehe und diese Petition verfasst habe? Weil ich als ehrenamtlicher Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit einer ehrenamtlichen Einsatzorganisation in Karlsruhe die bisherige Zusammenarbeit mit Marcel Bohnert immer als wertvoll und sinnstiftend gefunden habe. Nie habe ich bei ihm Anzeichen festgestellt, den Anspruch aller Menschen auf soziale und rechtliche Gleichheit in Frage zu stellen oder ein antipluralistisches, antidemokratisches und autoritäres Gesellschaftsverständnis zu haben. Das Gegenteil ist der Fall. Wie er grenze ich mich auch in Beiträgen auf dem von mir administrierten Instagram-Account "meiner" Einsatzorganisation von rassistischem und antisemitischem Gedankengut ab. Denn ein freies und selbstbestimmtes Leben für alle erreichen wir nur in einer starken und gerechten Gemeinschaft ohne die Angst, Fehler machen zu dürften. Auch die Freiheit, verschieden sein zu können, ist ein kostbares demokratisches Gut.

Jetzt gilt es, Marcel Bohnert zu rehabilitieren und seine offensichtlichen Flüchtigkeitsfehler zu verzeihen.

Bitte auf WhatsApp, etc. teilen: http://chng.it/7CzR2sDLVN

Karlsruhe, den 26.07.2020

David Domjahn

Aktualisierung vom 30.1.22: Nein, ich gehöre nicht dem rechten Spektrum an, welches den Vorgang gerne als PanoramaGate bezeichnet. Im Gegenteil - ich grenze mich öffentlich klar gegen völkisches Denken ab und erhalte dafür auch schon mal den Wunsch nach "Baum und Seil". Rückfragen/Kontakt gerne auch via Instagram oder LinkedIn

Aktualisierung vom 14.2.2022: Die von Panorama gegen Marcel Bohnert erhobenen Vorwürfe stellen sich nach über 16 Monaten Ermittlung durch Militärischen Abschirmdienstes (MAD) und seinem Dienstherrn jetzt endlich als unbegründet dar. Die ZEIT vom 9.2.2022 spricht von einem „Freispruch erster Klasse“ und subsumiert: „Sollten die Soldaten aus dem Fall Bohnert die Lehre ziehen, sich lieber wegzuducken, als den Kopf in öffentlichen Diskussionen herauszustrecken, dann stünde der größte Verlierer des Falls Marcel B. fest: die Bundeswehr selbst.“ (https://www.zeit.de/2022/07/marcel-bohnert-bundeswehr-rechtsextremismus).
Auf seiner Homepage informiert der NDR (Panorama) nüchtern am 09.02.2022 über die Einstellung der Ermittlungen gegen Oberstleutnant Marcel Bohnert, die unbegründeten Vorwürfe wiederholend. Aus den beiden kritisierten Likes wurden  "mehrfache Likes" (https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Ermittlungen-gegen-Oberstleutnant-Marcel-Bohnert-eingestellt,bundeswehr2494.html)

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Entscheidungsträger*innen

  • Verteidigungsministerin
  • Norddeutscher Rundfunk/Panorama